Narbenbruch (Narbenhernie)


Operationen in der Bauchhöhle führen zu Narben in der Bauchwand. Sie stellen stets eine Schwachstelle für deren Stabilität dar. Unter Umständen können durch diese Narbe Eingeweide aus der Bauchhöhle austreten. Dann spricht man von einem Narbenbruch.

Was ist ein Narbenbruch?

Ein Narbenbruch, auch Narbenhernie (lat. Hernia cicatrica) genannt, ist ein im Bereich von Operationsnarben auftretender Eingeweidebruch (Hernie) der Bauchdecke. Die Narbenhernie ist die Folge einer mangelhaften Festigkeit der Operationsnarbe nach einer vorangegangen Bauchoperation. Als Schwachstelle in der Bauchwand kann sie dem Druck im Bauchraum nicht standhalten, öffnet sich und wird zur Bruchpforte, durch die Eingeweide, etwa Teile des Darms, aus der Bauchhöhle austreten.

Ein Narbenbruch stellt somit eine häufige Spätkomplikation der Bauchchirurgie dar. So erleidet etwa jeder fünfte Patient nach einer Bauchoperation einen Narbenbruch. Er kann wenige Millimeter bis zu 30 Zentimetern groß sein. Meist tritt die Narbenhernie dabei innerhalb des ersten Jahres nach der ursächlichen OP auf. Insgesamt werden in Deutschland laut statistischem Bundesamt jedes Jahr rund 50.000 Narbenhernien operiert.

In den meisten Fällen ist ein Narbenbruch ungefährlich. Es kann aber bei einer Narbenhernie, wie bei Leisten- oder Nabelhernien auch, zu einem lebensbedrohlichen Darmverschluss kommen, der sofort operativ behandelt werden muss. Bei einem Darmverschluss werden die im Bruchsack befindlichen Teile des Darms in der Bruchpforte des Narbenbruchs eingeklemmt. Dadurch wird die Darmpassage unterbrochen, die Blutgefäße der Darmwand abgedrückt und die Sauerstoffversorgung und die Durchblutung des eingeklemmten Darmabschnitts unterbrochen. Der betroffene Darmabschnitt droht dann abzusterben und es besteht für den Betroffenen Lebensgefahr.


Ursachen eines Narbenbruchs

Eine vorangegangene offene Bauchoperation (Laparotomie), bei der die Bauchwand durchtrennt und die Bauchhöhle eröffnet wurde, ist für die Entstehung einer Narbenhernie verantwortlich. In den meisten Fällen treten Narbenbrüche nach einer sogenannten medianen Laparotomie auf. Dabei handelt es sich um eine offene Bauchoperation, bei der der Bauchschnitt in der Mitte des Bauches in Längsrichtung vom Schwertfortsatz des Brustbeins bis zum Schambein erfolgt.

Normalerweise gewährleisten mehrere Schichten von Muskelzügen die Festigkeit der Bauchwand. Eine Laparotomie bringt die ursprüngliche elastische Festigkeit der Bauchwand durch das weniger elastische Narbengewebe aus dem Gleichgewicht. Da die Narbe nicht die gleiche Festigkeit und Elastizität wie gesundes Gewebe hat, stellt sie somit eine Schwachstelle in der Bauchwand dar. Das Risiko, dass sich im Bereich der Operationsnarbe eine Bruchpforte bildet und somit eine Narbenhernie entsteht, ist deshalb nach einer Bauchoperation erhöht.

Nach einer offenen Bauchoperation können verschiedene Faktoren die Entstehung einer Narbenhernie begünstigen. Hierzu gehören insbesondere

  • Wundinfektionen
  • Wundheilungsstörungen
  • Blutungen direkt nach der Operation
  • schlechter Allgemein- und Ernährungszustand des Patienten
  • wiederholte Operationen (Reoperationen) über den gleichen Operationszugang

Zusätzliche Risikofaktoren für das Entstehen eines Narbenbruchs sind

  • starkes Übergewicht (Adipositas)
  • langjähriges Rauchen
  • eine Dauertherapie mit Kortison-Präparaten
  • spezielle Erkrankungen wie Krebsleiden
  • Störungen des Bindegewebsstoffwechsels
  • eine Bauchfellentzündung (Peritonitis)
  • Erkrankungen, die die Wundheilung stören können, wie Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) oder allgemeine Blutarmut

Darüber hinaus begünstigt auch erhöhter Druck im Bauchinnenraum das Entstehen einer Narbenhernie. So kommt es beispielsweise bei

  • Verstopfung,
  • chronischem Husten
  • Lungenerkrankungen mit erhöhtem Atemwegswiderstand wie COPD und Asthma bronchiale

häufiger zu Narbenhernien.

Arztsuche

Symptome eines Narbenbruchs

Eine Narbenhernie äußert sich typischerweise durch eine sichtbare und tastbare Vorwölbung im Bereich der noch relativ frischen Operationsnarbe am Bauch. Diese Vorwölbung bzw. Schwellung ist vor allem beim Stehen, beim Pressen (beispielsweise beim Stuhlgang) und nach körperlicher Anstrengung deutlicher zusehen und kann mit der Zeit an Größe zunehmen, so dass sie irgendwann auch im Liegen und ohne Pressen sichtbar bleibt. Der Bruchsack lässt sich in der Regel gut in die Bauchhöhle zurückdrücken.

Beschwerden können auftreten, müssen aber nicht. Dazu gehören unter anderem

  • ziehende Schmerzen im Bereich der Narbe, die vor allem beim Husten, beim Stuhlgang, bei körperlicher Anstrengung oder bei sportlicher Aktivität auftreten,
  • sowie Verdauungsprobleme,
  • eine gestörte Symmetrie des Bauches
  • und eine schlechte Funktion der Bauchmuskulatur.

Was für Symptome auftreten und wie stark diese sind, hängt von der Größe und Art der Narbenhernie ab.

Narbenbruch am Bauch

 

Kommt es bei einem Narbenbruch zu einer Einklemmung von Eingeweiden in der Bruchpforte, so äußert sich dies meist durch plötzlich auftretende starke Bauchschmerzen sowie Übelkeit und Erbrechen. Zudem lässt sich die Vorwölbung nicht mehr in die Bauchhöhle zurückdrücken.

Diagnose eines Narbenbruchs

Eine Narbenhernie lässt sich durch die klinische Beobachtung der Symptome und eine körperliche Untersuchung meist sehr schnell diagnostizieren. Hierzu befragt der behandelnde Arzt den Patienten zunächst zu seinen Beschwerden (Anamnese) und anschließend tastet er die Narbe mit der Hand ab. Kann er beim Abtasten der Narbe eine Bruchpforte bzw. einen Bruchsack ertasten, ist die Diagnose eines Narbenbruchs in der Regel schon gesichert. Um die Narbenhernie weiter zu beurteilen, prüft der Arzt zudem noch, ob und wie leicht der Bruchsack durch die Bruchpforte zurück in die Bauchhöhle gedrückt werden kann.

Arztsuche

In seltenen Fällen können auch noch weitere Untersuchungen zur sicheren Diagnose einer Narbenhernie erforderlich werden. Hierzu gehören beispielsweise die Ultraschalluntersuchung (Sonographie), die Computertomographie (CT), die Röntgenuntersuchung sowie Darmuntersuchungen wie die Darmspiegelung. Diese Untersuchungsverfahren kommen unter anderem bei übergewichtigen Patienten oder sehr kleinen Narbenbrüchen zum Einsatz und dienen der sicheren Bestätigung der Diagnose Narbenhernie. Zudem sie weitere Hinweise über die Größe der Bruchpforte, den Bruchinhalt, die Gefahr einer Einklemmung von Baucheingeweiden oder eine bereits bestehende Einklemmung geben.

Behandlung von Narbenbrüchen

Ein Narbenbruch sollte stets operativ behandelt werden, da er sich nicht von selbst zurückbildet, sondern stattdessen mit der Zeit größer wird. Außerdem besteht die Gefahr, dass es zu einer gefährlichen Einklemmung von Eingeweideteilen in der Bruchpforte kommt. Auch wenn eine Narbenhernie keine Beschwerden verursacht, ist eine Operation daher in jedem Fall angeraten.

In der Regel sollte die Primäroperation, die den Narbenbruch verursacht hat, mindestens 3 bis 6 Monate zurückliegen. Voraussetzung für eine erfolgreiche Narbenbruch-Operation ist, dass die ursprüngliche Operationsnarbe ausgeheilt ist und saubere und stabile Wundränder und nahtfähige Strukturen vorliegen. Eine sofortige chirurgische Behandlung ist nur dann notwendig, wenn sich der Bruchsack nicht in den Bauchraum zurückdrücken lässt und es zu einer Einklemmung von Eingeweideteilen gekommen ist.

Während der Operation wird die Narbenhernie zunächst freigelegt und der Bruchsack wieder in die Bauchhöhle zurück verlagert. Anschließend verschließt der Chirurg die Bruchpforte des Narbenbruchs dauerhaft. Hierfür stehen mit der Nahttechnik und dem Einsetzen eines Kunststoffnetzes prinzipiell zwei verschiedene Operationsverfahren zur Auswahl:

  • offene Operation durch das Wiederöffnen der Narbe über den alten Operationsschnitt
  • laparoskopisch bzw. endoskopisch, sprich mittels Schlüssellochchirurgie

Welches Operationsverfahren bei einem Narbenbruch letztlich zum Einsatz kommt, hängt zum einen von der Größe und Beschaffenheit der Narbenhernie und zum anderen von der körperlichen Verfassung des Patienten ab.

Kleinere Narbenhernien, die einen Durchmesser von unter 4 Zentimetern haben, können mittels Nahttechnik operiert werden. Dabei wird die Bruchpforte, also das Loch in der Bauchwand, durch eine direkte Naht verschlossen.

Werden größere Narbenbrüche mittels direkter Naht verschlossen, liegt die Rückfallquote bei bis zu 50 Prozent. Bei größeren Narbenbrüchen setzt der Chirurg deshalb in der Regel ein nicht auflösbares Kunststoffnetz über der Bruchpforte ein, um die Bauchdecke zu verstärken. Die Rückfallquote kann so gesenkt werden.

Prävention von Narbenbrüchen

Um nach einer offenen Operation im Bauchraum einer Narbenhernie vorzubeugen, ist es ratsam, die Risikofaktoren für das Entstehen eines Narbenbruchs zu vermeiden. Dazu gehören

  • Rauchen
  • starkes Übergewicht
  • Heben schwerer Lasen in den ersten 3-6 Monaten